Sa-Uni WS 24-25 (03) Auer

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Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Auer (Deutsches Seminar, Abt. Germanistische Linguistik, Universität Freiburg)
Die Zeit der Sprache

Ist der ‚Begriff‘ von Zeit, der sich in die Strukturen der Sprache(n) eingeschrieben hat, eigentlich derselbe lineare Zeitbegriff, der die europäische Moderne prägt? Und haben alle Sprachen denselben linearen ‚Begriff‘ von Zeit? Gibt es Sprachen, die ihren Nutzern gar keine Ausdrucksformen für Zeit zur Verfügung stellen oder deren Zeitsystem eine nicht-lineare, zyklische Vorstellung von Zeit widerspiegelt? Wenn das der Fall ist, prägen die unterschiedlichen Zeitsysteme der Sprachen dann das Denken der Sprecher und Sprecherinnen, so dass diese in bestimmten Vorstellungen von Zeit verfangen (oder sogar gefangen) sind? – Um bei solch komplexen Fragen nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren und in Spekulationen abzudriften, ist es nötig, (a) die sprachlichen Mittel genauer zu beschreiben, mit denen Sprache Zeit ausdrückt, (b) sich eine Vorstellung davon zu machen, in welchen Grenzen die Zeitsysteme in den Sprachen der Welt verschieden sein können und (c) zu überlegen, wie die Beziehung zwischen Sprache und Denken überhaupt gefasst werden kann. – All das soll in dem Vortrag erfolgen. Bei der genaueren Analyse wird sich zeigen, dass Zeit in der Sprache nicht sinnvoll analysiert werden kann, wenn nicht auch berücksichtigt wird, dass Sprache in der Zeit stattfindet, nämlich in der Zeitlichkeit des Diskurses.

Referent/in:

Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Auer (Deutsches Seminar, Abt. Germanistische Linguistik, Universität Freiburg)