Ruhollah Chomeini – ein untypischer Revolutionsführer

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  • hochgeladen 30. Januar 2018

Ruhollah Chomeini – ein untypischer Revolutionsführer
 
Die 1978 erfolgte islamische Revolution in Iran wurde von Ruhollah Chomeini bereits im irakischen Exil sowie auch später in Paris ausgearbeitet. Das Bild eines stereotypischen Revolutionsführers erfüllt der im Jahr 1902 geborene Chomeini jedoch nicht. Vielmehr gelang es ihm, ein sakrales Bewusstsein zu konzipieren, welches gepaart mit einer beinahe messianisch anmutenden Konnotation seine Rolle als Machtinstanz maßgeblich gefestigt hat.
 
 
OlmoGölz: Ruhollah Chomeini war derjenige, mit dem die Revolution in Iran assoziiert wurde, obwohl er zu dieser Zeit bereits ein alter Mann war. Er war 77 Jahre alt, als er die Revolution sozusagen vollbracht hat. Er ist also nicht dieser Revolutionär, den wir aus Bildern von Che Guevara oder auch Lenin kennen. Ihn sieht man nicht mit der Waffe oder mit dem Spaten in der Hand, sondern er ist stilisiert als der weise Mann, der sich aus dem Exil heraus die Revolution aneignet.
Chomeini hat bereits Mitte der 1940er Jahre angefangen, sich einigermaßen vorsichtig öffentlich politisch zu positionieren und 1963 wandte er sich schließlich öffentlich gegen den Schah. Daraufhin wurde er festgenommen und 1964 ins irakische, später ins Pariser Exil geschickt. Chomeini saß dann in Najaf und hat sich über Jahre hinweg ein ideales politisches System, also eine Form der Regierung erdacht und ausgearbeitet, in der weltliche und religiöse Herrschaft kombiniert miteinander denkbar sind.
Die Revolution in Iran selber ist erst einmal als ein heterogener Prozess zu verstehen, der sich dezidiert antiroyalistisch ausformulierte, am Ende aber erst einmal keine islamische Republik hätte bedingen müssen. Es war vielmehr eine Bewegung, die aus säkularen Intellektuellen, aus Kommunisten und dergleichen bestand. Chomeini ist es jedoch gelungen, sich diese Revolution über den öffentlichen Diskurs anzueignen. Das heißt also, er war derjenige, der es mit einer gewissen Ruhe, Geduld und auch mit interessanten Bildern, wie beispielsweise jenes berühmtes, wie er in einem Pariser Vorort auf einem Teppich unter einem Birnbaum sitzt, schafft, sich als Ikone zu stilisieren. Ihm ist es gelungen, sich mit völlig anderen Bildern als sonstige Revolutionäre einen Status zu erwerben, durch den daraufhin in einem bestimmten aufgeladenen Moment in der späteren islamischen Republik Iran tatsächlich das Gefühl herrschte, hier scheint jemand zu sein, der zumindest im Kontakt zu einem Messias stehen könnte. Mit Chomeini kommt jemand an die Spitze des Regimes, der in irgendeiner Weise sakral aufgeladen, bzw. heilig ist und für die Bevölkerung den Eindruck macht, er trage für ihr Land eine heilsgeschichtliche Bedeutung.
Mit diesem Charisma kam er also zurück in den Iran als der Held der Revolution, obwohl er ein alter Mann war und dadurch erst einmal kein stereotyper Revolutionär. Dennoch hat er es geschafft, nach seiner Rückkehr und der Flucht des Schahs aus dem Land seine Idee der Regierung umzusetzen.
Es war nun aber Ende des Jahres 1979 immer noch nicht so klar, wie die Realisierung seiner Idee aussehen soll. Bilden zum Beispiel Kommunisten ebenfalls einen Teil der Regierung oder gibt es verschiedene Auffassungen von der Frage, wie Religion und weltliche Regierungsmacht zueinanderstehen?

 
Und exakt an dieser Stelle setzt der Krieg ein, bzw. verschiedene Momente, die Ruhollah Chomeini dann auch bewusst nutzt, um die Reihen zu schließen und um die islamische Republik Iran zu festigen und zu formen. Ab diesem Zeitpunkt legt er aber den charismatischen Moment des Heiligen und Sakralen etwas ab, da es für einen solchen Heiligen keinen Platz in einem Regierungssystem gibt. 

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Referent/in: Olmo Gölz

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